CASE STORY

»Warte nicht auf einen Mann mit einem Ferrari«

2022-01-Case_Story-Karo_Pernegger-02

Rohkiya (31)
Spielerin, Team »Birkenwiese«

Protokoll: Birgit Riezinger
Foto: Karo Pernegger

Früher habe ich gedacht, dass Fußball nur ein Sport für Männer sei. Ich dachte, es sei schwierig für Frauen. Jetzt bin ich zwei Jahre bei Kicken ohne Grenzen, habe viel geübt und gelernt. Meine zwölfjährige Tochter Malika ist auch im Verein. Wir haben ein paar Mal gemeinsam trainiert und gespielt. Das war ungewöhnlich, aber auch schön. Ich spiele aus Spaß Fußball. Man muss nicht immer gewinnen.

Derzeit mache ich den Vorbereitungskurs für den Pflichtschulabschluss. Das ist anstrengend für mich, weil ich nie in der Schule war. Ich bemühe mich sehr und versuche, so viel wie möglich zu lernen. Bei Kicken ohne Grenzen habe ich eine Nachhilfelehrerin. Einmal in der Woche üben wir gemeinsam Mathematik, Deutsch und Englisch.

Im Februar beginne ich mit dem Pflichtschulabschluss. Ich glaube, das dauert zehn Monate. Danach möchte ich eine Ausbildung zur Floristin machen. Über Kicken ohne Grenzen habe ich zwei Tage lang ein Praktikum in einem Blumengeschäft absolviert. Ich hatte viel Spaß. Die Kolleginnen waren sehr nett, ich habe viel gelernt. Wenn es möglich ist, würde ich dort gerne eine Ausbildung machen. Im Iran war ich schon als Gärtnerin tätig, aber das war etwas anderes. Dort habe ich in Glashäusern gearbeitet, Pflanzen gesetzt, gegossen und gedüngt.

Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf in Afghanistan. Dort gab es keine Schule, ich hätte in ein anderes Dorf gehen müssen. Mein Vater ließ mich nicht zur Schule gehen, weil er dachte, dass das gefährlich sei und weil Buben und Mädchen zusammen in der Klasse waren.

Mit 20 habe ich geheiratet und bin mit meinem Mann in den Iran gegangen. Dort habe ich ein Jahr lang eine Erwachsenenschule besucht – das war vom Niveau her so wie hier die dritte Klasse Volksschule. Seit 2015 bin ich in Österreich. Neben Malika habe ich noch eine fünfjährige Tochter, Mariana.

Es ist mir wichtig, dass meine Mädchen selbstbewusst und stark sind. Zu meiner großen Tochter sage ich: »Du musst lernen, um eine gute Chance zu haben, um einen guten Job zu finden. Mach, was du willst. Mach, was du kannst. Warte nicht darauf, dass ein Mann kommt mit einem Ferrari und einem großen Haus.«

Andere Frauen fragen mich, warum ich mir so viele Gedanken mache. Sie sagen: »Du hast Kinder, dein Mann arbeitet, du bekommst Geld. Warum bist du nicht zu Hause, so wie andere Frauen?« Aber ich denke, das passt nicht zu jeder Frau. Früher hat man vielleicht so leben können. Heute sollen Frauen auch arbeiten, sie sollen selbstständig sein, ihr eigenes Geld verdienen. Ich denke, ich muss so leben, dass ich auch ohne meinen Mann oder meinen Vater klarkommen könnte. Es ist wichtig, etwas für sich selbst zu machen. Jede Frau sollte stark sein, jede Frau sollte mutig sein.

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