CASE STORY

»Kicken ohne Grenzen war der beste Zufall«

Sohaib (23)
Spieler, Team »Alte Donau«

Protokoll: Birgit Riezinger
Foto: Karo Pernegger

Ich bin in Somalia geboren, aber als ich 20 Tage alt war, ist meine Familie nach Saudi-Arabien gegangen. Ich bin seither nicht in Somalia gewesen und beherrsche auch die Landessprache Somali nicht. Ich habe aber Italienisch gelernt, damit ich mit meinen Großeltern sprechen kann. Somalia war früher eine italienische Kolonie. Aufgewachsen bin ich Arabisch sprechend. Seit fünf Jahren bin ich in Österreich. Ich bin mit meinen Eltern und einer Schwester gekommen und lebe mit ihnen in Wien. Insgesamt habe ich vier Geschwister. Wir wollten nach Österreich, weil wir hier Verwandte haben. Davor habe ich eigentlich nichts über Österreich gewusst. Ich habe nur einen Fußballspieler gekannt: David Alaba. In Österreich mag ich den Winter nicht. Da ist es mir zu kalt und zu nass. Heiße Sommer bin ich aus Saudi-Arabien gewohnt. Das passt.

Als ich circa zehn Jahre alt war, habe ich mit dem Fußballspielen begonnen. Mein Traum war es, Profifußballer zu werden. Aber dann habe ich aufgehört.

Seit knapp zwei Jahren bin ich nun bei Kicken ohne Grenzen. Ich habe davon zufällig auf Facebook erfahren. Es hat mir sofort gefallen. Das war der beste Zufall bisher. Ich bin meistens bei den Trainings dabei. Wir spielen gemeinsam, es macht uns allen Spaß. Manche können nicht so gut spielen, denen helfe ich gerne. Zweimal war Marc Janko bei Kicken ohne Grenzen zu Gast. Er hat auch mitgespielt und war wirklich nett.

Beim Fußball mache ich gerne schöne Pässe. Normalerweise spiele ich im Mittelfeld. Ich finde, es ist meine Aufgabe, schöne und leichte Pässe in den Angriff zu spielen. Ich spiele viel mit dem Außenrist, weil ich einmal am Innenrist verletzt war und trotzdem Fußball spielen wollte. Und dann habe ich mich daran gewöhnt.

Kicken ohne Grenzen ist nicht wie ein Fußballverein. Es gibt auch noch andere Sachen außer Fußball. Bei »Job Goals« kann man Aus- und Weiterbildungen machen. Da war ich auch dabei. Ich habe die Chance bekommen, ein Praktikum in einem Geschäft – einer Greißlerei – zu machen. Weil ich im Einzelhandel als Verkäufer arbeiten und wissen wollte, wie das abläuft. Eine Woche lang habe ich dort mitgearbeitet. Das war wirklich gut.

Aber jetzt mache ich etwas anderes. Seit Frühjahr 2021 arbeite ich bei einer Firma im administrativen Bereich. Dort mache ich Anmeldungen für Teilnehmer an Deutschkursen. Das gefällt mir gut, deshalb bin ich dort geblieben. Nebenbei mache ich die Matura. In Saudi-Arabien habe ich einen Pflichtschulabschluss gemacht.

Meine berufliche Zukunft lasse ich auf mich zukommen. Früher habe ich Pläne gemacht. Als Kind wollte ich zum Beispiel Arzt werden – wie mein Vater. Doch seit ich erwachsen bin, kommt es immer anders als geplant.

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